Aktuelle Zusammenfassung unserer laufenden Projekte

Rescue Coordination Online, oder kurz ResCO, ist ein
Zusammenschluss weniger Aktiver, die sich unter dem unmittelbaren
Eindruck der Flüchtlingskrise 2016 in Idomeni gefunden haben. Wir
wollten nicht akzeptieren, dass Menschen, die wegen Krieg oder
Gewalt ihre Heimat verlassen mussten, mit ihrem Schicksal alleine
gelassen werden. Unsere Erfahrung nach 6 Jahren ist, dass jeder
einzelne einen Unterschied machen kann.
Anfangs ging es uns darum, Menschen mit Erkrankungen oder
Verletzungen, die im Transitland nicht behandelt werden konnten, zur
medizinischen Behandlung nach Deutschland zu bringen. Im Lauf von
etwa anderthalb Jahren gelang uns das mit 10 Kindern und
Jugendlichen. Einem Kleinkind konnte schließlich mit einer
Lebertransplantation, einem Kleinen Jungen mit Down-Syndrom mit
einer Herzoperation geholfen werden. Zwei jungen Frauen wurde
operativ das Augenlicht gerettet – eine davon, Lamya Bashar, hat
noch in 2016 zusammen mit Nadja Murat den Sacharow-Preis
erhalten. Khairi Hazim Khudher und seine Geschwister, deren
Geschichte im Stern erzählt wird, waren ebenfalls darunter.
Auf Dauer aber ist es effektiver, dort zu helfen, wo die Menschen sich
aufhalten. ResCO hat sich in griechischen Flüchtlingslagern auf dem
Festland und auf der Insel Samos engagiert und in der Zeit, in der
staatliche Hilfe noch schlecht organisiert war, begonnen, vor Ort
Einzelfallhilfe zu organisieren. Durch ein Netz von Vertrauten, die für
ResCO arbeiten und die wir ausnahmslos persönlich kennen,
identifizieren wir Bedürftige, erarbeiten Hilfsoptionen, organisieren
Termine bei und den Transport zu Ärzten und bezahlen wenn nötig die
Rechnungen. Dabei fließt Geld ausschließlich über unsere
Repräsentanten, so dass Missbrauch oder Verschwendung
ausgeschlossen ist.
Zudem haben wir kontinuierlich laufende Projekte. Wir bezahlen einer
syrischen Hebamme aus Aleppo, die ursprünglich in Gaziantep
(nördlich der Syrisch-Türkischen Grenze) gearbeitet hat und jetzt in
den Libanon umgezogen ist, ein regelmäßiges Gehalt. Dafür betreut
sie im Lager Sabra südöstlich von Beirut mit Billigung der
Lagerverwaltung unentgeltlich schwangere Flüchtlingsfrauen, hilft
ihnen bei der Geburt und berät sie danach zu Themen wie Babypflege
und Stillen. Sie bekommt von ResCO monatlich etwa das
durchschnittliche Gehalt einer in der Klinik angestellten Hebamme.
Weil wir aber meist dafür sorgen können, dass sie das Geld in Euro
oder US$ bekommt, hat sie die massive Wirtschaftskrise, die den
Libanon heimsucht, bisher ordentlich überstanden.
Sie hat 2016 auf unser Bitten hin ein Baby, das als Resultat einer
Vergewaltigung entstanden war und deren Mutter sie bei der Geburt
begleitet hat, das aber von der Familie umgebracht werden sollte, zu
sich genommen, nachdem ihr versprochen wurde, sie dabei finanziell
zu unterstützen. Sie zieht das Kind formal als ihre kleine Schwester,
de facto aber als liebevolle Mutter, auf. Josi geht inzwischen in die
Schule und ist eine kleine Schönheit – und Shams, die Hebamme,
weiß, dass die Fürsorge für das Kind ihr garantiert, dass wir ihr
weiter unter die Arme greifen.
Unser zweites Projekt ist, regelmäßig einem Syrer in Gaziantep Mittel
für ein Familienhilfeprojekt zur Verfügung zu stellen. Abu Zeyad
sammelt bei reichen Türken Spenden ein oder kauft von unserem
Geld, was die immer noch zahlreichen Bürgerkriegsflüchtlinge gerade
benötigen: Schulhefte zu Schulbeginn, Schuhe oder Kleidung, Öfen
und Brennstoff, wenn es kalt wird. Immer wieder organisiert er
Verteilaktionen, und mit viel Organisationsgeschick schafft er es, die
von uns zur Verfügung gestellten Mittel deutlich zu vermehren.
Nach demselben Prinzip läuft ein drittes Projekt im Lager Bersheve 1
bei Zakho im nordirakischen Kurdengebiet, einem Lager für jesidische
Binnenflüchtlinge. Dort ist mein Freund Khairi Aezdeen gut vernetzt
und identifiziert Menschen, die beispielsweise krank sind und
speziellere medizinische Hilfe brauchen, die nur in der nächsten
Großstadt (Dohuk oder manchmal auch Erbil) zu bekommen ist. Er
organisiert Termine, fährt die Patienten dann dorthin und bezahlt
meist auch die Arztrechnung. Er beschafft auch Hefte und Stifte und
anderes Lernmaterial für Schüler und Schülerinnen, die es sich selbst
nicht leisten können.Mit ihm organisieren wir Studien-Patenschaften für Jugendliche, deren Schulleistungen so gut sind,
dass sie studieren können. In Mosul ist die nächstgelegene
Universität, allerdings ist es für die Familien im Lager nicht
erschwinglich, eine Wohnung in Mosul zu bezahlen, und es ist für
Jesiden auch nicht völlig sicher. Also organisieren wir, dass sie bei
Familien in der Nähe leben und zur Uni pendeln. Uni-Gebühren,
Lebensunterhalt und Transfer kosten zwischen 100 und 150 Dollar
pro Monat, und wir versuchen, Sponsoren zu finden, die das für die
Dauer des Studiums (je nachdem 2 oder 3 Jahre) zuverlässig
finanzieren. Das Ziel ist, dass diese jungen Leute danach einen
qualifizierten Job finden und ein regelmäßiges Einkommen haben,
denn dann ist eine ganze Familie im Lager finanziell abgesichert.
Ich war Ende 11/22 selbst wieder 4 Tage dort im Lager und habe
mich vergewissert, dass das alles so läuft, und ich habe einige
unserer medizinischen „Fälle“ getroffen.
ResCO hat sich zu Beginn des Krieges in der Ukraine auch dort
engagiert. Da die Hilfe für ukrainische Flüchtlinge aber von staatlichen
Stellen und Ehrenamtlichen gut organisiert ist, ist ResCO weiter
vorwiegend für Syrische und Irakische Flüchtlinge aktiv. Denn die sind
wegen des Ukrainekrieges aus dem Focus der Öffentlichkeit
weitgehend verschwunden.
ResCO ist ein als gemeinnützig anerkannter eingetragener Verein mit
Sitz in Mössingen. Spenden auf unser Konto bei der Kreissparkasse
Tübingen, IBAN DE55 6415 0020 0004 1857 70, sind steuerlich
absetzbar. Wir haben einen Verwaltungskostenanteil von unter 3%,
hauptsächlich Überweisungsgebühren und Kosten des Internet-
Auftritts. Alle Vereinsfunktionen werden ehrenamtlich geleistet, und
unsere Reisen bezahlen wir selbst

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